Per Ende Schuljahr tritt in Pieterlen fast die ganze Schulleitung zurück. Keine der beteiligten Personen äussert sich zum Eklat. Nur der Gemeindepräsident spricht – und teilt aus.

Erschienen am 04.05.2024 im «Bieler Tagblatt»

«Ihr Kind kommt nach den Sommerferien in die dritte Klasse? Wir wissen nicht, ob wir das bei uns im Dorf anbieten.» In einem Dorf mit immerhin 5226 Einwohnern, gut erschlossen mit Autobahn und Zug. Es ist ein Dorf, in dem immer mehr Menschen leben wollen. Aber andere wollen nur weg von hier: Lehrpersonen. Vor den Sommerferien 2023 hat die Schule Pieterlen 21 von ihnen verabschiedet. In diesem Jahr sind es fast ebenso viele. Und wie sich nun zeigt, verlässt auch die Schulleitung das Dorf.

Wieso? Darauf gibt es keine befriedigende Antwort. Von denjenigen, die gehen, erklärt sich niemand. Oder darf niemand etwas sagen? Wurde ein Maulkorb verhängt? Wen immer man anfragt: Es heisst, nur der Gemeindepräsident gebe in dieser Angelegenheit Auskunft.

Beat Rüfli (FDP) gibt im Interview zwar wenig über interne Querelen preis. Aber: Er teilt kräftig aus. Er spricht von einem problematischen Verhalten «einzelner Kinder und Eltern gegenüber den Lehrkräften». Ausserdem kritisiert er die neue Bildungskommission. Laut ihm hat sie sich in ihrer neuen Rolle noch nicht gefunden und die Schule unter Druck gesetzt.

Renitente Schülerinnen, respektlose Eltern und unfähige Kommissionsmitglieder sind also schuld daran, dass Pieterlen ohne Lehrkräfte und ohne Schulleitung dasteht. Der Gemeindepräsident greift hier unter anderem Menschen an, die von der Bevölkerung gewählt wurden und mit denen er auf politischer Ebene zusammenarbeiten muss. Ob das der Harmonie im Dorf zuträglich ist?

Es ist davon auszugehen, dass es auch eine andere Sicht auf die Dinge gibt. Die Mitglieder der Bildungskommission wollen oder dürfen sich jedoch nicht äussern. Es gibt Menschen aus dem Umfeld der Schule, die darauf hinweisen, dass der scheidende Gesamtschulleiter als Persönlichkeit umstritten sei. Ist es das, was Rüfli andeutet, wenn er sagt, dass manche Eltern nicht einverstanden gewesen seien mit dessen Führungsverständnis?

Nachforschungen zeigen, dass manche den Führungsstil des Gesamtschulleiters als autoritär empfunden haben. Gewisse Eltern und Lehrkräfte fühlten sich offenbar nicht ernst genommen und störten sich daran, dass sie sich nicht einbringen konnten. Dem Gemeinderat muss das bekannt gewesen sein. Dazu kommen die zahlreichen Abgänge, die sich Jahr für Jahr in zweistelligen Zahlen auf dem Stellenportal offenbarten. Sind es wirklich die mühsamen Eltern aus Pieterlen, die respektlosen Kinder der Zuzüger und die hohen Löhne im nahen Kanton Solothurn, die für den Exodus verantwortlich sind? Wenn dem so wäre, müssten doch auch den Schulen in Lengnau und Büren die Lehrpersonen weglaufen.

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